An der Generalversammlung des Fördervereins der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz vom 16. Mai in Chur standen Reformen, Rekorde und Herausforderungen im Zentrum. Präsident Jürg Michel, Direktor Stefan Eisenring und Fördervereinspräsident Martin Candinas zogen vor über 100 Besucherinnen und Besucher in der ibW-Aula Bilanz – und richteten den Blick nach vorne.
Die ibW Höhere Fachschule Südostschweiz verzeichnete 2024 mit 1497 Studierenden einen neuen Rekord. Noch nie entschieden sich so viele Personen für eine Weiterbildung an der grössten Höheren Fachschule der Südostschweiz. Trotzdem schloss das Geschäftsjahr 2024 mit einem Defizit ab. Präsident Jürg Michel sprach an der Generalversammlung am Freitag von einem schwierigen Jahr.
Die steigenden Studierendenzahlen seien zwar erfreulich, diese hätten sich aber nicht direkt aufs Resultat niedergeschlagen. Einer der Gründe: die rückläufigen Beiträge der öffentlichen Hand. Für das laufende Jahr ist Michel jedoch optimistisch, «die Talsohle durchschritten zu haben». Für 2025 rechnet die ibW wieder mit einer ausgeglichenen Rechnung.

Auch Direktor Stefan Eisenring machte in seinem Rückblick klar, dass 2024 kein einfaches Jahr war. Dank grossem Engagement des Teams sei es aber gelungen, die ibW zum 35. Geburtstag zu stabilisieren und agiler aufzustellen. Die Herausforderungen hätten die Schule mit ihren sieben Standorten gestärkt.
Zukunftsweisende Gesetzesvorhaben
Mit grossem Interesse verfolgten die Anwesenden die Ausführungen von Nationalrat Martin Candinas, Präsident des ibW-Fördervereins. Er informierte über die jüngst vom Bundesrat verabschiedete Gesetzesvorlage, die noch dieses Jahr im Parlament behandelt werden soll. Eines der zentralen Anliegen ist die Einführung der Titelzusätze Professional Bachelor und Professional Master in der Höheren Berufsbildung.

Für Candinas ein Meilenstein, der aber noch nicht erreicht sei: «In der Sache sind wir einen wichtigen Schritt weitergekommen, aber ich halte den Mahnfinger hoch: Wir sind noch lange nicht am Ziel angekommen.» Gerade von Seiten der Schweizer Hochschulen werde kräftiger Gegenwind erwartet. Candinas rief alle Akteure, von Unternehmen über Arbeitgeberverbände bis zur Wirtschaft allgemein, zum Handeln auf: «Die Botschaft ist klar: Wer die Berufsbildung in der Schweiz halten und stärken will, muss dem Gesetz zustimmen.»
Graubünden als Bildungspionier
Auch auf kantonaler Ebene gibt es Bewegung. Das neue Gesetz zur Höheren Berufsbildung im Kanton Graubünden soll am 26. April 2026 im Grossen Rat verabschiedet werden. «Das würde der Höheren Berufsbildung und der ibW zusätzlichen Schub verleihen», so Candinas.

ibW-Präsident Jürg Michel - der im Trägerverein mit seinen Vorstandskollegen Marlen Lecchino, Jon Erni und Jan Koch wiedergewählt wurde - sprach mit Blick auf die Gesetzesvorlage gar von einer «kleinen Revolution»: Graubünden könnte der erste Schweizer Kanton werden, in dem die Höhere Berufsbildung eine eigene gesetzliche Grundlage erhält. «Das ist Pionierarbeit, die der Kanton Graubünden da leistet», lobte Michel die Verantwortlichen.
«Lebenslanges Lernen ist die Superkraft unserer Zeit»
Der Bündner Regierungspräsident Marcus Caduff stellte sich in seiner Ansprache betont hinter das kantonale Gesetz. Weiterbildung sei eine Investition in die Zukunft und ein zentrales Element des schweizerischen Bildungssystems: «Weiterbildung ist wie ein Fitnessstudio fürs Gehirn.» Das neue kantonale Gesetz habe das Ziel, die Sichtbarkeit der Höheren Berufsbildung zu verbessern, die Finanzierung zu stärken und die Vernetzung zwischen den Bildungsstufen und -institutionen zu fördern.

Gerade im Kampf gegen den Fachkräftemangel haben sich die Bildungsangebote auf der praxisorientierten Stufe der Höheren Berufsbildung als besonders effektiv gezeigt. «Lebenslanges Lernen ist die Superkraft der heutigen Zeit», so Caduffs pointierte Beschreibung der Tertiär-B-Bildungsstufe. Die ibW ist mit ihren über 100 anerkannten Angeboten in rund 30 Berufsrichtungen an sieben Standorten eine der führenden Höheren Fachschulen der Schweiz. Sie bietet praxisorientierte, berufsbegleitende Weiterbildungen in sieben Teilschulen an – von Wirtschaft über Technik und Gestaltung bis hin zu Holz, Bau & Energie.
Im Anschluss an den offiziellen Teil führte Moderatorin und ibW-Dozentin Oceana Galmarini ein spannendes Interview mit Dr. Ladina Caduff, Director Government Affairs von Microsoft Schweiz.
